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* Die Technologie wirkt auf den Grundverbrauch *
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Die Technologie wirkt auf den Grundverbrauch der Individuen
und damit auf den Grundverbrauch einer Population. Dies geschieht
z. B. durch die Herstellung von Kleidung und Häusern. Dies
bewirkt, dass der Grundverbrauch auch bei niedrigen Temperaturen
niedrig gehalten wird.
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* Die Kultur wirkt auf den Grundverbrauch *
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Die Kultur optimiert die Energieausnutzung weiter: dadurch, dass
mehrere Leute in einem Haus, an einer Feuerstelle leben, früher
in einem Bett schliefen, praktizieren sie Nähe, d.h. sie
tauschen Information der Nähe aus, und nutzen dadurch Haus,
Feuerstelle, Körperwärme und die sonstigen Dinge besser, die zur
Senkung des Grundbedarfs beitragen. Im Extremfall könnten viele
Menschen in einem kleinen Raum selbst im Winter zu dessen
Erwärmung beitragen.
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* Die Technologie wirkt auf den Verhaltensverbrauch *
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Durch den Einsatz von Jagdwaffen braucht ein Jäger seiner Beute
nicht mehr hinterherzulaufen; er kann ihr jetzt an geeigneter
Stelle auflauern. Außerdem erjagt er häufiger große und fette
statt kranker, dürrer und kleiner Beute. Später ersparte
er sich durch die Haltung von Vieh auch die Suche nach Jagdbeute.
Durch den Anbau von Getreide wurde der Ernteaufwand geringer.
Durch Maschinen und Transportmittel wird der körperliche Energie-
aufwand gemindert und die Mühsal verringert. Durch Gesetze wird
vermieden, dass Individuen ihre Mühsal auf Kosten anderer
verringern, genauer, dass die Verringerung der Mühsal eines
Teiles nicht zur Erhöhung der Mühsal des Gesamten führt. Gesetze
sind ein technisches Hilfsmittel zur Steuerung und Veränderung
der Kultur. Sie regeln den Austausch zwischen dem Individuum und
den übrigen Individuen einer Population mit dem Ziel, den
Gesamtaufwand zu minimieren.
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* Die Kultur wirkt auf den Verhaltensverbrauch *
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Durch gemeinschaftliche Jagd wird Jagd erfolgreicher, die Mühsal
geringer. Durch Arbeitsteilung und Spezialisierung wird durch
zunehmende Erfahrung im jeweiligen Spezialgebiet die Mühsal
der gesamten Population und damit für jeden Einzelnen geringer.
Durch Einüben und Einhalten von Gesetzen geht das
Zusammenleben reibungsloser vonstatten. Das eigene Handeln läßt
sich längerfristig planen und Entscheidungen müssen seltener
revidiert werden und der Geist braucht keine Fertigkeiten
zur Praktizierung des Faustrechts zu entwickeln und
bereitzuhalten, sondern er kann sich voll auf Technologisches
konzentrieren.
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* Die Technologie wirkt auf die Nahrungsdichte *
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Direkte Beispiele dafür sind Getreidefelder und Viehherden. Mit
der Verwendung von Jagdwaffen war die Erbeutung größerer und
schnellerer Tiere möglich, die ansonsten als Jagdbeute überhaupt
nicht in Betracht kamen. Diese zusätzlich jagbare Beute kann von
dem Zeitpunkt an der aktuellen Nahrungsdichte hinzugeschlagen
werden.
Düngemittel erhöhen die Nahrungsdichte einer Anbaufläche
direkt. Die Weizenerträge ungedüngter kanadischer Weizenfelder
liegen bei 5 dz/ha, während hier in Mitteleuropa der ha-Ertrag
durch Einsatz von Düngemitteln auf über 40 dz gesteigert werden
konnte.
Die gleiche Wirkung hat der Einsatz von Schädlings-
bekämpfungsmitteln. Die Ertragsminderung durch Schädlingsbefall
reduziert sich, der Ertrag bleibt höher. Die Zuhilfenahme von
Maschinen zur Feldbestellung ermöglicht die Urbarmachung auch
schlechterer Böden und erhöht auf diese Weise die Anbaufläche
einer Umgebung und damit wieder die Nahrungsdichte. Außerdem
können durch Tiefpflügen bei schlechteren Böden dem Anbau mehr
Nährstoffe verfügbar gemacht werden, was zu einer weiteren
Erhöhung der Nahrungsdichte einer Umgebung beiträgt. Durch
Gewächshäuser wird man von Wetter und Klima unabhängiger und kann
dadurch auch in gemäßigten Breiten mehrere Ernten einbringen.
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* Die Kultur wirkt auf die Nahrungsdichte *
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Eine Kulturerscheinung ist die Aufteilung einer Population in
Stadt- und Landbevölkerung. Dadurch unterblieb die Zersiedlung
der Landschaft weitestgehend. Es sind dadurch relativ große
zusammenhängende Anbauflächen möglich, die den effizienten
Einsatz großer Landmaschinen unterstützen.
In der Vergangenheit wurde durch Fehler in der Erbgesetzgebung
in einigen Landstrichen die Zerstückelung der Anbaufläche in
kleine und kleinste Parzellen verursacht. Dies verhinderte
natürlich den effizienten Einsatz von Landmaschinen. Mit den
Gesetzen zur Flurbereinigung wurde dieses Manko behoben.
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* Die Technologie wirkt auf die Regenerationsrate *
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Beispiele: Viehzucht durch gezielte Zuchtauswahl. So liefert eine
Milchkuh heutzutage bis zu 5000 Liter Milch per Annum, während
eine Wildkuh kaum über 1000 l/a kommen dürfte. Eine Legehenne
liefert heutzutage bis zu 240 Eier per Annum, während es ihre
naturbelassenen Artgenossen wahrscheinlich auf nicht mehr als
12 Eier/a bringen. Eine Weizenähre trug zur Zeit des römischen
Kaisers Augustus nur halb so viele Körner, wie heute. Diese
Entwicklung war erst durch die Erkenntnis der Vererbungsgesetze
möglich, ein technisches System. Diese und ähnliche Erkenntnisse
können kontinuierlich nur dann gemacht werden, wenn ein
effizientes Ausbildungssystem vorhanden ist:
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* Die Kultur wirkt auf die Regenerationsrate *
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Nur ein effizientes Ausbildungssystem gwährleistet, daß das Rad
nicht jedesmal neu erfunden werden muß. Und dies ist ja per
Definitionem wieder eine Kulturleistung, nämlich Austausch von
Information zwischen Lehrer und Schülern. Dieses Lehren und
Lernen ist aber auch auf niedrigen Kulturstufen vorhanden. Da
besteht es eben nur aus dem Abgucken, hervorgerufen durch
natürliche Neugier.
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* Die Technologie wirkt auf die Bevölkerungszahl *
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Dies geschieht z. B. durch die Erkenntnis des Fortpflanzungs-
vorganges oder durch den Einsatz medizinischer Theorien zur
Gesunderhaltung einer Population.
Aus dem ersten ergeben sich Methoden zur Geburtenkontrolle,
aus dem zweiten Methoden zur Verlängerung des Lebens.
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* Die Kultur wirkt auf die Bevölkerungszahl *
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Die Kultur hat im Laufe der Menschheitsgeschichte verschiedenene
Methoden entwickelt, um die Bevölkerungszahl einer Population zu
beeinflussen. Diese Mathoden haben alle eine gemeinsame
Komponente, nämlich die geschriebenen und ungeschriebenen
Gesetze, die das menschliche Zusammenleben regeln. So durften
im Mittelalter nur dann Famiien gegründet werden, wenn auch
die materielle Grundlage dafür vorhanden war. Ein Handwerker
durfte z. B. nur dann heiraten, wenn ihm seine Zunft einen
Betrieb zugeteilt hatte. Die Zeugung unehelicher Kinder war
ganz fürchterlich geächtet, und führte dazu, dass Frauen ihre
unehelichen Neugeborenen sogar aussetzten. Bei den Germanen war
es Brauch, dass ein Neugeborenes, das vom Vater nicht akzeptiert
wurde, ausgesetzt wurde. Sowohl die Eskimos als auch die Lappen
haben ihre Alten, wenn sie zur Belastung wurden, in der Wildnis
zurückgelassen oder gar getötet. Unsere heutige Gesellschaft
macht ihren Alten das Leben teilweise so unerträglich, dass viele
von ihnen wohl viel früher sterben, als es unter anderen Voraus-
setzungen notwendig wäre. Eine dieser Kulturerscheinungen ist der
Übergang zur Kleinfamilie und die damit verbundene Vereinsamung
der Alten. Das damit verbundene Gefühl der faktischen
Deplaziertheit läßt bei vielen dann den Lebenswillen schneller
erlahmen und führt bei Erkrankungen dann mit höherer Wahr-
scheinlichkeit zum Tod. Eine weitere Erscheinung ist das
Abdrängen in Altenghettos bzw. Altenheime. Dies führt im
Allgemeinen durch Anpassung und Fehlen junger Eindrücke zu
schnellerem geistigen und seelischen Altern mit der
dazugehörenden Erlahmung des Lebenswillens und den oben erwähnten
Folgen.
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* Die Technologie wirkt auf die Nutzung von Ressoucen *
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Ursprünglich praktizierte man nur Techniken zur Holz-, Fell- und
Knochenbearbeitung und zur Bereitstellung der dazugehörnden
Werkzeuge. Der Aufwand hierfür machte nur einen Bruchteil des
gesamten Verhaltensaufwandes aus. Im Laufe der Zeit wurden auch
immer mehr nicht-regenerierbare Ressourcen wie Kohle, Erdöl,
Erze und andere Mineralien genutzt. Heute macht der Aufwand zu
ihrer Gewinnnung ein Vielfaches dessen aus, was zur eigentlichen
und unmittelbaren Nahrungsgewinnung aufgewendet werden muß.
Dieser Aufwand in Form von Energie wird aber bis auf einen
kleinen Bruchteil heute durch die Ressourcen selbst abgedeckt.
Trotzdem besteht auch heute der weitaus größere Anteil am
Verhaltensaufwand in Verhaltensweisen, die die Technologie
mittelbar oder unmittelbar bereitstellen. Dies ist der Grund
dafür, dass man heute leicht übersieht, dass jegliche
Ressourcennutzung letztendlich nur zur Unterstützung der
mittelbaren oder unmittelbaren Nahrungsgewinnung dient.
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* Die Kultur wirkt auf die Nutzung von Ressoucen *
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Zur Anwendung von Technologie bedarf es Systeme, nämlich Wissen-
schaften, deren Strukturen wir nicht mehr allein durch eigene
Anschauung aus der Umwelt gewinnen können. Wenn jedes
Individuum das Wissen unserer Wissenschaften neu erarbeiten
müßte, so würde ein Menschenleben nicht hinreichen, um es
verfügbar bzu machen. Man bedenke z. B., dass manche heute
verwendete Theorie mehrere Forschergenerationen benötigte, um
ihren heutigen Stand zu erreichen. Um in dieser Beziehung
effizienter zu werden, haben höherzivilisierte Populationen
den systematischen Informationsaustausch zwischen den
Generationen eingerichtet, Bildungssystem genannt. Ein
Bildungssystem ist also kein Instrument, um einem irgendwie
gearteten Bildungsideal Genüge zu tun, sondern die einzige
bekannte Möglichkeit, eine Hochzivilisation aufrecht zu erhalten.
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* Die Praktizierung einer bestimmten *
* Zivilisation = Technologie + Kultur ist ab einer bestimmten *
* Bevölkerungsdichte ein Sachzwang. Dieser Sachzwang kann nicht *
* abgewendet werden, wenn nicht gleichzeitig die *
* Bevölkerungszahl einer Umgebung reduziert wird. Technologie *
* als auch Kultur sind dann absolut notwendig, um die *
* Nahrungsversorgung einer Population aufrechtzuerhalten. *
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Bislang ist vornehmlich die Mühsalskomponente von Zivilisation
( = Kultur + Technologie ) betrachtet worden. Die
Genußkomponente hat aber für die Existenz einer Population die
gleiche Bedeutung wie sie die Redundanz für die Informations-
verarbeitung hat. Dieses wird später bei der Betrachtung ganzer
Populationen deutlich werden.
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* Technologie als auch Kultur haben eine Mühsals- als auch eine *
* Genußkomponente. *
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Die Mühsalskomponente der Technologie besteht z. B. in der
Bereitstellung von Ackerbaugeräten, Ställen, Wohnhäuser,
Maschinen, Theorien mittelbaren oder unmittelbaren Nahrungs,
gewinnung, Gesetzesregeln, während die Genußkomponente der
Technologie Dinge wie Luxusauto, Perlenzucht, Tennisschläger,
elektronische Spiele, Stereoanlage usw. bereitstellt, kurz,
alles, was Spaß macht.
Die Mühsalskomponente der Kultur besteht z. B. aus allen
Organisationsvorgängen zur mittelbaren oder unmittelbaren
Nahrungsgewinnung, umfaßt also alle staatlichen und
unternehmerischen Organisationsvorgänge, als da sind:
Spezialisierung, Kommunikation, Kooperation, Führungsverhalten.
Außerdem gehören der Informationsaustausch in Schule,
Universität, allgemein im Bildungssystem dazu.
Die Genußkomponente der Kultur umfaßt alles, was mit gemeinsamem
Spiel, Spaß und Freude zu tun hat: Musik, bildende Künste,
Literatur. Es ist der Austausch von Materie, Energie und
Information zwischen Menschen um des Genusses Willen.
Da der Verhaltensverbrauch ein Maximum hat, sinkt der Spielraum
für Genuß mit steigender Mühsal. Andererseits nehmen die
Genußmöglichkeiten mit sinkender Mühsal zu.
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* Der Mensch strebt danach, seine Mühsal zu minimieren und *
* seine Genüsse zu maximieren. *
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Je größer der Nahrungsüberfluß einer Umgebung, desto höher die
die Genußsucht und die Möglichkeiten dazu. Sie gerät dann
zuweilen sogar zu Wettbewerb und Konkurrenz. Das wohl
auffälligste Beispiel aus der jüngeren Menschheitsgeschichte
dazu sind wohl Luxus und Intrige am Hof des Sonnenkönigs
Ludwig XIV. von Frankreich. Die bekanntesten Genüsse in unserer
Zeit sind Urlaub, Sport, Medien, schöne Kleidung. Eine
unangenehmere Begleiterscheinung ist Drogengenuß mit teilweiser
Sucht- und Todesgefahr.
Ist der Mensch versorgt und abgesichert, dann ist sein Handeln
zunehmend auf die Befriedigung seiner Sinne gerichtet, auf
Genüsse.
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Krieg - ein Naturereignis
1. Die Ausgangssituation
1.4. Vollständigkeitsbetrachtungen
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Das bisher entwickelte Modell, bestehend aus
Mensch, Umgebung und Verhalten oder genauer
Individuum, Umgebung des Individuums, Verhalten des Individuums
ist vollständig. Die Definitionen waren ja gerade so gewählt
worden, dass es vollständig sein mußte. Ausgangspunkt war das
Inividuum. Die Umgebung dieses Individuums ist all das, was nicht
zum Individuum gehört, nämlich das Äußere des Individuums.
Der Mensch und seine Umgebung zusammengenommen ist das Weltall.
Das Weltall ist durch das Individuum einerseits und die Umgebung
andererseits disjunkt zerlegt, d. h., ein System im Weltall
gehört entweder zum Individuum oder zu seiner Umgebung. Eine
andere Zuordnung gibt es nicht.
Das Verhalten ist nichts anderes als der Austausch zwischen dem
Individuum und seiner Umgebung, der Austausch von Materie,
Energie und Information und das Verhalten umfaßt allen, absolut
allen Austausch zwischen dem Inneren und Äußeren des Individuums,
den Austausch zwischen dem Individuum und seiner Umwelt. Es gibt
in diesem Modell also nichts im Zusammenhang mit Mensch und
Umgebung insbesondere im Zusammenhang mir Mensch und Population,
was unberücksichtigt geblieben wäre oder unberücksichtigt bleiben
könnte.
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Krieg - ein Naturereignis
2. Die Population
2.0. Einleitung
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Ausgehend von Zielsetzungen und Verhaltensweisen von Individuen
werden Zielsetzungen und Verhaltensweisen von Populationen
hergeleitet, die dann später in die Kernaussage dieses Aufsatzes
münden.
Zunächst wird untersucht, wie sich Umweltveränderungen bei
sogenannten primitiven Populationen, wie z. B. Sammler, auf das
Verhalten einer solchen Population auswirken. Mit Hilfe der
Ausführungen über die Wirkungsweise von Populationen in deren
Umgebung (1.3.2. Verhaltensaufwand = Kultur + Technologie =
Zivilisation) setzen sich diese Verhaltensweisen von Populationen
von Zivilisationsstufe zu Zivilisationsstufe fort; von den
Sammlern über Sammler und Jäger, Ackerbauer und Viehzüchter bis
zu unserer heutigen Kohle-Eisen-Öl-Zivilisation. Dabei ist zu
beachten, dass die zivilisatorische Entwicklung von Sachzwängen
getrieben wurde, die durch Versorgungsprobleme wachsender
Populationen ausgelöst wurden, und dass Zivilisation nicht
zurückgenommen werden kann, ohne die Versorgungsgrundlage von
Populationen zu zerstören. Genaugenommen fand diejenige zivi-
lisatorische Entwicklung statt, die einerseits notwendig
und andererseits auch möglich war.
Dies gilt uneingeschränkt auch für unser ausgehendes 20. Jahr-
hundert (geschrieben 1983), wird aber allzuleicht übersehen,
weil mittlerweile das Hilfsmittel Zivilisation zum Hauptgegen-
stand unserer Aktivitäten geworden ist, und deshalb ihr Hilfs-
charakter verdeckt worden ist. In Deutschland befassen sich z. B.
nur noch etwa 7 % der Bevölkerung mit der Nahrungsgewinnung und
Bereitstellung. Die anderen 93 % befassen sich mit der
Bereitstellung und Weiterentwicklung des Systems, das die
Bereitstellung der Nahrung mittelbar oder unmittelbar
unterstützt, nämlich der Zivilisation. Deshalb fällt es zunächst
schwer, sich einzugestehen, dass der Bereich mit dem höheren
Aufwand eigentlich nur ein Hilfssystem zur Nahrungsversorgung
ist. Man halte sich aber vor Augen, dass sich das Verhältnis
dieser beiden Komponenten erst in den letzten 70 Jahren so
drastisch verschoben hat und unaufhaltsam drastischer wird.
Ohne Zuhilfenahme des Geschichtsprozesses, von der Stufe der
Sammler bis zu unserer hochzivilisierten Industrie- bzw.
Informationsgesellschaft hätte sich das Ergebnis dieses
Aufsatzes nicht leicht erhalten lassen. Ganz sicher nicht, wenn
man sich, wie es die meisten Wirtschafts- und Sozial-
wissenschaftler zu tun belieben, nur auf die momentan
ablaufenden Wirtschaftsprozesse, das Hier und Jetzt, beschränkt.
Solche Beschreibungen sind zu komplex, undurchschaubar und i. a.
unvollständig, als dass sich das Wesentliche effizient vom
Unwesentlichen unterscheiden ließe.
Die Ergebnisse dieses Aufsatzes ließen sich auch durch System-
simulation erhalten. Sie erscheinen dann aber sehr abstrakt und
werden deshalb von Laien, z. B. Politikern, nur ungern
angenommen oder abgelehnt, wie die beiden Weltstudien des Club
of Rome (Die Grenzen des Wachstums, Dennis L. Meadows, 1972;
Das globale Gleichgewicht, Dennis L. Meadows, 1974 ) erwiesen
haben.
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Krieg - ein Naturereignis
2. Die Population
2.1. Bevölkerungsdichte und Mühsal
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Je höher die Nahrungsdichte, umso leichter ist die Nahrung zu
gewinnen und umgekehrt.
*****************************************************************
* Die Mühsal des Individuums wächst, wenn die Nahrungsdichte *
* abnimmt. *
*****************************************************************
Dieser Sachverhalt ist sofort einsehbar: In einer Landschaft mit
wenig Nahrung sind die Wege zum Suchen und Transportieren länger,
als bei derselben Landschaft mit viel Nahrung. Die Mühsal ist
also größer. Da der Mensch von Natur aus nach Bequemlichkeit und
Genuß strebt, versucht er natürlich seine Mühsal durch Erhöhung
der Nahrungsdichte zu verringern. Dies ist mit die Ursache zur
Veränderung der Technologie in Richtung höherer Effizienz in
Richtung systematischer Erhöhung der Nahrungsdichte.
*****************************************************************
* Die Mühsal des Individuums wächst, wenn die Nahrungsdichte *
* abnimmt. *
* Die Mühsal des Individuums fällt, wenn die Nahrungsdichte *
* zunimmt. *
* Der Genuß des Individuums wächst, wenn die Nahrungsdichte *
* zunimmt. *
* Der Genuß des Individuums fällt, wenn die Nahrungsdichte *
* abnimmt. *
*****************************************************************
Außerdem gilt:
*****************************************************************
* Die Mühsal des Individuums wächst, wenn die Bevölkerungszahl *
* einer Umgebung wächst. *
*****************************************************************
Dies ergibt sich unmittelbar aus den vorherigen Behauptungen:
die erste Person, die ein Gebiet betritt, findet ja noch die
volle Nahrungsdichte vor. Eine zweite Person, die dieses Gebiet
betritt, findet das ursprüngliche Bahrugsangebot um den Verbrauch
der ersten Person vermindert. Deshalb ist die Mühsal für die
zweite Person höher als für die erste ( für den Fall, daß die
Personen nacheinander das Gebiet betreten). Diese Überlegungen
kann man auf eine dritte, vierte, ..., n-te Person fortsetzen,
solange bis die Nahrungsdichte irgendwann null ist bzw. die
Mühsal oder der Mangelfür eine x-te Person und damit für jede
weitere einen tödlichen Betrag Betrag angenommen hat.
Wenn nun mehrere Menschen gleichzeitig in o. a. Gebiet treten,
dann ist die gesamte aufzuwendende Mühe für diese Gruppe genau so
hoch, wie die Summe der Mühen der Individuen, wenn sie
hintereinander das Gebiet betreten hätten, nur daß in diesem Fall
die Mühsal annähernd gleich auf die einzelnen Individuen verteilt
ist. Wenn aber im ersten Fall die Mühsal bei jeder weiteren
Person höher war als bei der vorhergehenden, dann bedeutet das
für den Zweiten Fall, daß die die durchschnittliche Mühsal eines
Individuums einer Gruppe mit wachsender Gruppengröße zunimmt.
Hinzu kommt die Abnahme der Nahrungsdichte mit dem Verbrauch
der Nahrung und die damit einhergehende Erhöhung der Mühsal.
Mit zunehmender Gruppengröße erschöpft sich ein Territorium aber
schneller und erfordert deshalb einen Gebietswechsel mit dem
dazugehörenden Aufwand.
*****************************************************************
* Die durchschnittliche Mühsal der Individuen einer Population *
* steigt, wenn *
* - die Bevölkerungszahl ihrer Umgebung steigt; *
* - die Nahrungsdichte ihrer Umgebung fällt. *
* *
* Die durchschnittliche Mühsal der Individuen einer Population *
* fällt, wenn *
* - die Bevölkerungszahl ihrer Umgebung fällt; *
* - die Nahrungsdichte ihrer Umgebung steigt. *
*****************************************************************
Umgekehrt gilt:
*****************************************************************
* Der durchschnittliche Genuß der Individuen einer Population *
* fällt, wenn *
* - die Bevölkerungszahl ihrer Umgebung steigt; *
* - die Nahrungsdichte ihrer Umgebung fällt. *
* *
* Der durchschnittliche Genuß der Individuen einer Population *
* steigt, wenn *
* - die Bevölkerungszahl ihrer Umgebung fällt; *
* - die Nahrungsdichte ihrer Umgebung steigt. *
*****************************************************************
Die folgenden Ausführungen vereinfachen sich durch die Einführung
des folgenden Begriffes der Bevölkerungsdichte:
*****************************************************************
* Die Bevölkerungsdichte einer Umgebung ist das Verhältnis von *
* Bevölkerungszahl der Umgebung zu Nahrungsmenge der Umgebung. *
*****************************************************************
Einen auch für unsere Hochzivilisationen geeigneten Dichtebegriff
erhält man, wenn man die Nahrungsmenge der Umgebung durch das
Bruttosozialprodukt der Umgebung ersetzt:
*****************************************************************
* Die Bevölkerungsdichte einer Umgebung ist das Verhältnis von *
* Bevölkerungszahl der Umgebung zu Bruttosozialprodukt der *
* Umgebung. *
*****************************************************************
Die vorherigen Dichtedefinitionen sind nur Spezialfälle des
letzteren allgemeinen Dichtebegriffes.
Zur Herleitung des Ergebnisses dieses Aufsatzes wird wegen seiner
Anschaulichkeit der Dichtebegriff Bevölkerung pro Nahrungsangebot
in einer Umgebung verwendet.
Weiterhin gilt:
*****************************************************************
* Die Mühsal einer Population steigt, *
* wenn die Bevölkerungsdichte steigt. *
* Die Mühsal einer Population fällt, *
* wenn die Bevölkerungsdichte fällt. *
* Der Genuß einer Population steigt, *
* wenn die Bevölkerungsdichte steigt. *
* Der Genuß einer Population fällt, *
* wenn die Bevölkerungsdichte fällt. *
*****************************************************************
In diesem Zusammenhang beachte man, daß bei konstanter
Nahrungsdichte und steigender Bevölkerungszahl die Mühsal einer
Population wegen des Anwachsens der durchschnittlichen Mühsal
ihrer Individuen in stärkerem Maße zunimmt, als die
Bevölkerungszahl:
Gesamtmühsal der Population =
Bevölkerungszahl x Durchschnittsmühsal des Individuums.
Mit der Bevölkerungszahl wächst aber auch die Durchschnittsmühsal.
Die Mühsal der Population wächst deshalb mindestens quadratisch
mit der Bevölkerungszahl. Aus der Systemsimuation weiß man,
daß das Wachstum sogar exponentiell ist. Das hier betrachtete
quadratische Wachstum ist also nur eine untere Abschätzung für
das tatsächliche Anwachsen der Mühsal auf Grund des Wachsens
der Bevölkerungszahl ist.
Die Differenz zum exponentiellen Anteil wird wahrscheinlich
durch den schneller notwendigen Ortswechsel mit seinem Aufwand
erzeugt.
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* Die Mühsal einer Population steigt und fällt stärker *
* als das Steigen und Fallen der Bevölkerungsdichte. *
* Der Genuß einer Population steigt und fällt stärker *
* als das Fallen und Steigen der Bevölkerungsdichte. *
* *
* Die Mühsal einer Population steigt und fällt mindestens *
* quadratisch mit der Bevölkerungsdichte. *
* *
* Aus der Systemsimulation weiß man: *
* Die Mühsal einer Population steigt und fällt exponentiell *
* mit der Bevölkerungsdichte. *
*****************************************************************
Beispiele:
Sammler:
Sie lebten von der Hand in den Mund, d. h., sie
lebten von den Früchten und Tieren, die sie in der Landschaft
fanden und essen konnten. Je mehr Mitglieder eine Horde von
Sammlern hatte, umso schneller wurde ihre Umgebung leergegessen
und die Horde deshalb gezwungen, weiterzuziehen. In diesem Fall
erhöhte sich die Mühsal dieser Horde allein schon dadurch, daß
sie häufiger weiterziehen mußte, um ihren Nahrungsbedarf zu
decken. Eine andere Möglichkeit wäre gewesen, schwieriger zu
beschaffende Nahrung zu gewinnen, z. B. hoch hängende Früchte,
harte Nüsse, Tiere, die ausgegraben oder gejagt werden mußten.
Von den möglichen Maßnahmen wird man dann immer diejenige
gewählt haben, die die höchste Effizienz bzw. die geringste
Mühsal für einen bestimmten Ertrag versprach.
Ab und zu gab es dann die Situation, daß selbst unter
Hinzuziehung dieser Maßnahmen nicht mehr genug Nahrung
herbeigeschafft werden konnte. In diesem Fall hat sich eine
Horde dann geteilt, was allerdings nur dann möglich war, wenn
genug Lebensraum vorhanden war, um getrennte Wege gehen zu
können.
Warum hat sich dann eine Gruppe nicht viel früher geteilt?
Denn je kleiner eine Gruppe, umso höher ihre Effizienz, umso
geringer ihre Mühsal. Man bedenke jedoch, daß in frühen
Populationen Raubtiere eine Gefahr darstellten, und die
Sicherheit mit der Gruppengröße zunahm.
Außerdem konnte sich eine große Gruppe sich gegen eine
konkurrierende Gruppe besser behaupten als eine kleine. Ein
weiterer Grund ist die Aufzucht der Kinder. Wenn zwei für ein
Kind sorgen, dann ist das für für jedes der Individuen weniger
zusätzliche Mühsal. als wenn nur einer allein für das Kind
sorgen müßte. Daß es trotz der Erwartung höherer Mühsal zu
Nachwuchs kommt, ist eine Folge des Inneren eines Individuums,
das die Fortpflanzung triebhaft steuert. Wenn eine Population
klein ist, besteht also eine Tendenz zu wachsen. wenn sie groß
ist, dagegen eine zu schrumpfen. Ihre aktuelle Größe ist dann
wohl der Gleichgewichtszustand zwischen innerem Streben der
Individuen und den Äußeren Möglichkeiten, die auf die Mühsal der
Individuen einer Population wirken.
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* Die Größe von Populationen gehorcht dem Prinzip *
* so groß wie möglich, so klein wie nötig. *
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Sammler und Jäger:
Auf dieser Zivilisationsstufe gilt im Großen und Ganzen dasselbe,
was auch für die Zivilisationsstufe der Sammler gilt. Der
Unterschied liegt in erster Linie darin, daß sich die Sammler +
Jäger auf Gund von Jagdtechnologie ein größeres Nahrungsangebot
verfügbar machen konnten, besteht also letztendlich
nur in einer erhöhten Nahrungsdichte und damit einer möglichen
größeren Bevölkerungsdichte. Die Zunahme der Bevölkerungszahl
bewirkte aber auch hier mehr durchschnittliche Mühsal für die
Individuen einer Population durch frößere Jagdreviere und damit
längere Anmarschwege mit größerem Transportaufwand für die Beute,
und, um dieses wiederum in Grenzen zu halten, die Jagd
schnellerer, gößerer und gefährlicherer Tiere.
Ackerbau + Viehzucht:
Auch hier Zunahme der durchschnittlichen Mühsal des Individuums
durch Zunahme der Bevölkerungsdichte: Kultivierung
ertragsschächerer Böden, arbeitsinsiverer Terrains, wie
Berghänge, der Viehhaltung im Gebirge auf Almen.
Aufwand für höhere Pflegebedürftigkeit von hochgezüchtetem Vieh,
für Stallbau, um den erhöhten Nahrungsbedarf durch
Kälteeinwirkung in Grenzen zu halten und damit die
Vorratshaltung zu mimimieren, für Scheunen, um den Nahrungsbedarf
während der vegetationsarmen Zeit bereitzuhalten.
Kohle-Eisen-Öl:
Der prinzipielle Unterschied zu den vorherigen
Zivilisationsstufen liegt in der Nutzung nicht-regenerierbarer
Ressourcen und ihren speziellen Problemen hervorgerufen durch
ihre zunehmende Erschöpfung, ihre Entropiezunahme.
Auch hier: die Mühsal wächst mit der Bevölkerungsdichte. Je mehr
Bevölkerung ernährt weden muß, umso feinsinniger, intensiver,
umfangreicher und trickreicher muß die Nahrungsgewinnung sein.
Der Aufwand dafür steigt aber nicht proportional zur
Intensivierung, sondern überproportional: wenn z. B. der Ertrag
eines Weizenfeldes von 5 dz/ha auf 10 dz/ha erhöht werden soll,
so ist dafür eine bestimmte Menge Düngemittel erforderlich. Wenn
aber der Ertrag von 40 dz/ha auf 45 dz/ha erhöht werden soll, so
ist trotz des gleichen Erhöhungsbetrages dazu ein ungleich
höherer Aufwand erforderlich. Ein Düngemitteleinsatz wie im
ersten Fall reicht, wie die Praxis zeigt, nicht aus. Dass es
heutzutage nicht auffällt, daß die Mühsal mit der Bevölkerungs-
dichte zunimmt, liegt an der erfolgreichen Weiterentwicklung der
Technologie. Gäbe es keine solch hoch entwickelte Technologie und
müßte im o. a. Beispiel der zusätzliche Aufwand durch
unmittelbare menschliche Mühsal bereitgestellt werden, dann würde
schnell sichtbar, daß ein unmittelbarer Einsatz an menschlicher
Mühsal nicht durch den zusätzlichen Ertrag gedeckt würde. Die an
sich notwendige Erhöhung der Mühsal des Individuums ist also
durch den Einsatz von Rohstoffen und Energie - allgemeiner:
Materie, Energie und Information - sprich Technologie,
abgefangen worden.
Die heutige Nahrungsproduktion wäre ohne Technologie also nicht
aufrechtzuerhalten. Darüber darf man sich auch nicht dadurch
hinwegtäuschen lassen, daß die Nahrungsproduktion zur Nebensache
geworden zu sein scheint. Im Gegenteil: Wenn die technologische
Entwicklung der Nahrungsproduktion nicht mit dem Nahrungsbedarf
einer Population Schritt halten kann, dann kommt es wieder zu
erhöhter Mühsal des Individuums, die sich heutzutage in einem
verringerten Verhältnis von Einkommen zu Nahtungskosten
ausdrückt. Eine solche Entwicklung ist in unserer Zeit sogar dann
möglich, wenn Bevölkerungsszahl und Nahrungsbedarf gleich
bleiben, denn die heutige Technologie basiert auf Ressoucen, die
sich immer mehr erschöpfen, und deshalb einen immer höheren
Anteil zu ihrer eigenen Gewinnung erfordern.
Wenn also die Wirtschaft nicht wächst, dann nimmt das Verhältnis
von Einkommen zu Nahtungskosten ab, die Leute werden dann ärmer.
(Anmerkung 2003: Bedrohlich wirkt in diesem Zusammenhang, dass
der jährliche Verbrauch an Ressourcen immer häufiger die jährlich
neu gefundenen Reserven übertrifft.)
Informations- oder postindustrielles Zeitalter:
Dieses unterscheidet sich vom Kohle-Eisen-Öl-Zeitalter nur
dadurch, dass die Herstellungsprozesse zunehmend von Maschinen
bewerkstelligt werden, auch die der Maschinen selbst, und das
Verhalten des Menschen sich von daher zunehmend auf
Steuerungsaufgaben verlagert.
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Krieg - ein Naturereignis
2. Die Population
2.2. Nahrungsverbrauch und Regenerationsrate
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* Der Nahrungsverbrauch einer Populationist bei Stabilität der *
* Bevölkerungsdichte genau so hoch, wie die Regenerationsrate *
* der Umgebung in der sie lebt. *
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Um sich diesen Sachverhalt klar zu machen, möge der Leser
zunächst eine Agrarpopulation zugrundelegen. Was würde passieren,
wenn der Nahrungsbedarf kleiner würde als die Regenerationsrate?
Das könnte z. B. dadurch geschehen sein, daß ein Teil einer
Population durch eine Seuche hinweggerafft wurde, oder
sich das Klima verbessert, sich Vegetation und Tierwelt
geändert hatten oder daß kulturelle Mechanismen zur Abnahme
der Bevölkerungsdichte führten. ( Ein solche kultureller
Mechanismus hat z. B. hier in Mitteleuropa gefaßt: materielle
Zielsetzungen haben einen höheren Stellenwert als Kinder,
einhergehend mit Verachtung von Menschen mit vielen Kindern und
Achtung vor Menschen mit vielen großen teuren und gefräßigen
Hunden. )
Die Folge wäre, daß auf Grund geringerer Mühsal weniger Nahrung
benötigt würde und somit das Regenerationspotential für die
nächste Vegetationsperiode erhöht wäre. In der nächsten
Vegetationsperiode stünde der Population also ein erhöhtes
Nahrungsangebot zur Verfügung. Die Mühsal bei der
Nahrungsgewinnung würde weiter absinken und somit auch der
Nahrungsverbrauch. Die Regenerationsrate wäre nicht ausgenutzt
und für die darauf folgende Vegetationsperiode wäre das
Regenerationspotential weiter erhöht. In der darauffolgenden
Vegetationsperiode stünde also erneut mehr Nahrung zur Verfügung.
Die Regenerationsrate fällt jedoch mit Annäherung des
Regenerationspotentials an die maximale Nahrungsdichte gegen
Null, während der Grundverbrauch einer Population mit Sicherheit,
wie im Kapitel 1.3. festgestellt, einen Wert deutlich über
Null als untere Grenze besitzt. Das heißt: Das Fallen der
Regenerationsrate hat spätestens dann sein Ende, wenn der
Grundverbrauch einer Population erreicht ist, also bereits
früher, da die Mühsal niemals den Wert Null erreicht. mit
100-%iger Sicherheit stellt sich also wieder das Gleichgewicht
Nahrungsverbrauch = Regenerationsrate ein.
Diese Aussage gilt für die Menschheit insgesamt auf der gesamten
Erde auf jeder Zivilisationsstufe. Hier wäre nützlich und
interessant, für jede Zivilisationsstufe zu untersuchen, wie sich
die Angelegenheit bei lokaler Abweichung von diesem Gleichgewicht
darstellt.
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Krieg - ein Naturereignis
2. Die Population
2.3. Die Katastrofe
2.3.1. Der Begriff der Katastrofe
--------------------------------+--------------------------------
Definition:
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* Eine Population sei in der Situation, daß auf Grund von *
* Umweltbedingungen Menschen die Population verlassen müssen, *
* um die Existenz einer Population nicht zu gefährden. Dann *
* heißt diese Situation Katastrofe. *
*****************************************************************
Wie Umweltbedingungen aussehen, die zu einer solchen Situation
führen, bedarf aufgrund der bisherigen Betrachtungen keiner
weiteren Erläuterung. Was das Verlassen einer Population
anbelangt, so gibt es da mehrere Möglichkeiten:
- Tod durch Krankheit,
- Tod durch Überlastung; dieser mündet i. a. in Tod durch Mangel.
- Tod durch Mangel, Hunger,
- Auswandern.
Dieses sind die primären Ausweichmöglichkeiten bei katastrofalen
Situationen unter der Voraussetzung, daß sich eine Population
passiv in ihr Schicksal ergibt. Dies geschieht jedoch nur in
Ausnahmefällen, nämlich dann, wenn sich ansonsten keine Ausweich-
möglichkeit anbietet. Um diese primären kastrofalen Erscheinungen
zu vermeiden, geschieht aber i. a. das, was ich im Folgenden
untersuchen werde.
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Krieg - ein Naturereignis
2. Die Population
2.3. Die Katastrofe
2.3.2. Stabilität und Katastrofe
--------------------------------+--------------------------------
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* Übersteigt der Nahrungsbedarf die Regenerationsrate, dann *
* gibt es zwei Möglichkeiten: *
* 1. Es kommt zur Katastrofe; *
* 2. Es stellt sich ohne Katastrofe ein neues Gleichgewicht *
* ein. *
*****************************************************************
Was geschieht, wenn der Nahrungsverbrauch größer ist als die
Regenerationsrate?
Das könnte z. B. durch Bevölkerungswachstum auf Grund von
Vermehrung oder Zuwanderung, durch Verschlechterung des Klimas,
durch Änderung der Vegetation, durch ein verringertes Angebot
an jagbaren Tieren hervorgerufen werden. Es kommt aber auch hier
mit 100 %-iger Sicherheit wieder zu Stabilität.
Es gibt aber genau zwei Wege zu erneuter Stabilität:
1. Stabilität tritt ein nach einer Katastrofe;
2. Stabilität tritt ein ohne Katastrofe.
Der Leser möge sich an dieser Stelle wieder beachten, daß
zunächst nur wieder einfache Zivilisationen betrachtet werden,
also z. B. Sammler, Sammler + Jäger, Jäger oder gleichwertige.
Fall 1: Stabilität nach einer Katastrofe:
Sei also der Nahrungsbedarf einer Population in einer
Vegetationsperiode größer als die Regenerationsrate. Der Wert
des Regenerationspotentials befinde sich im Bereich A (s. Bild
1.2.2.1. "Regenerationsrate") also in dem Bereich zwischen Null
und der Stelle p1, des ersten relativen Maximums der
Regenerationsrate, also in dem Bereich, in dem die
Regenerationsrate mit dem Regenerationspotential monoton
wächst und fällt.
Dann ist natürlich das Regenerationspotential für die nächste
Vegetationsperiode gegenüber der vorhergehenden reduziert, es
sei denn, die Population hätte bereits in dieser Phase
Entbehrungen auf sich genommen. Da wir uns einem Bereich
befinden, in dem die Regenerationsrate mit dem
Regenerationspotential monoton wächst bzw. fällt, ist dann
natürlich auch die Regenerationsrate der nächsten Vegetations-
periode weiter reduziert usw. Die Folge: irgendwann wäre alle
Nahrung verbraucht, oder die Menschen sterben an Überlastung
oder Mangel auf Grund des geringen Nahrungsangebotes oder sie
wandern ab. In diesem Fall liegt also eine Katastrofe vor.
Man kann die Betrachtungen zu diesem Fall weiter differenzieren,
was sich bei allen möglichen Einwänden als notwendig erweisen
würde. Um aber eine unnötige Verzettelung durch Unwesentliches
zu vermeiden, habe ich mich auf die zwei real sinnvollen, oben
genannten Stabilitätsfälle beschränkt. Genau genommen müßte
nämlich im Falle 1 das usw. durch eine erneute Zerlegung in die
beiden Stabilitätsfälle ersetzt werden. Es genügt aber, zu
zeigen, daß es den Fall 1, Stabilität mit Katastrofe, geben kann.
Es ist nicht notwendig zu beweisen, daß es in einer bestimmten
Situation zu einer Katastrofe kommen muß. Die natürlichen
Schwankungen der Umgebungsbedingungen auf Grund von Klima,
Seuchen u. ä. sind viel zu unkalkulierbar, als daß sich zu einem
bestimmten Zeitpunkt ein "so und nicht anders" vorhersagen ließe.
Fall 2: (erneute) Stabilität ohne Katastrofe
Sei also der Nahrungsbedarf einer Population in einer
Vegetationsperiode größer als die Regenerationsrate. Das
Regenerationspotential befinde sich im Bereich B (s. Bild
"Regenerationsrate") also z. B. in dem Bereich zwischen p1,
dem ersten relativen Maximum, und p2, dem ersten Sattelpunkt
der Regenerationsrate, also in dem Bereich, in dem die
Regenerationsrate mit dem Wachsen des Regenerationspotentials
monoton fällt bzw. die Regenerationsrate mit dem Fallen des
Regenerationspotentials monoton wächst. Dann ist natürlich das
Regenerationspotential für die nächste Vegetationsperiode
gegenüber der vorhergehenden reduziert. Da wir uns in einem
Bereich befinden, in dem die Regenerationsrate mit dem Fallen des
Regenerationspotentials monoton wächst, ist dann natürlich auch
die Regenerationsrate der nächsten Vegetationsperiode weiter er-
höht. Es gibt zwei Fälle:
2.1 : Die Regenerationsrate nimmt schneller zu, als das
Regenerationspotential abnimmt. In diesem Fall ist das
gesamte Nahrungsangebot erhöht und die Mühsal reduziert.
2.2 : Die Regenerationsrate nimmt nicht so schnell zu, wie das
Regenerationspotential abnimmt. In diesem Fall ist das
gesamte Nahrungsangebot verringert und die Mühsal erhöht.
Im Fall 2.1. wäre dann für die folgende Vegetationsperiode das
Regenerationspotential wieder erhöht und Stabilität würde sich
hier irgendwo einpendeln.
Im Fall 2.2. gibt es für die folgende Vegetationsperiode zwei
Möglichkeiten:
- Die Zunahme der Mühsal war geringer als die Zunahme der
Regenerationsrate.
- Die Zunahme der Mühsal war höher als die Zunahme der
Regenerationsrate.
Im Fall 2.1. steht für die folgende Vegetationsperiode ein
erhöhtes Regenerationspotential zur Verfügung. Es wird sich
also in der Nähe dieses Regenerationspotentials Stabilität
einstellen.
Im Fall 2.2. steht für die folgende Vegetationsperiode ein
verringertes Regenerationspotential zur Verfügung. Die Situation
würde sich weiter in Richtung des ersten relativen Maximums
verlagern.
Damit wieder Stabilität eintreten könnte, daß also
Regenerationsrate = Nahrungsverbrauch wäre, muß die
Regenerationsrate schneller zunehmen als der Nahrungsverbrauch
und er muß gleichziehen bevor das Regeneratinspotential für
irgendeine nachfolgende Vegetationsperiode den Punkt p1
unterschreitet, was dann dazu führen würde, daß die
Regenerationsrate mit fallendem Regenerationspotential nicht
mehr zunimmt, sondern ebenfalls abnimmt und somit Fall 1.
eingetreten wäre, die Katastrofe.
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Krieg - ein Naturereignis
2. Die Population
2.3. Die Katastrofe
2.3.3. Hinreichende Bedingungen für das Eintreten der Katastrofe
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* Wenn der Nahrungsbedarf einer Population die maximale *
* Regenerationsrate überschreitet dann kommt es zur Katastrofe. *
*****************************************************************
Mit der maximalen Regenerationsrate ist das absolute Maximum der
Regenerationsrate über den gesamten Wertebereich des
Regenerationspotentials gemeint. Das absolute Maximum ist das
Maximum, für das gilt: jedes andere Maximum ist kleiner, also
alle relativen Maxima. Fast trivial: Wenn das absolute Maximum
der Regenerationsrate nicht ausreicht, den Nahrungsbedarf zu
decken, dann erst recht nicht eine kleinere Regenerationsrate
dazu noch bei geringerem Regenerationspotential, also geringerer
Nahrungsdiche, also größerer Mühsal.
*****************************************************************
* Wenn der Nahrungsbedarf einer Population durch Mühsal *
* schneller zunimmt, als die stärkste Zunahme der *
* Regenerationsrate bei abnehmenden Regenerationspotential, *
* dann kommt es ebenfalls zur Katastrofe. *
* *
* oder *
* *
* Wenn der Nahrungsbedarf einer Population zunimmt, und der *
* zunehmende Nahrungsbedarf von der bei abnehmenden *
* Regenerationspotential zunächst noch zunehmenden *
* Regeneerationsrate nicht mehr eingeholt wird, dann kommt es *
* zur Katastrofe. *
* *
* oder *
* *
* Wenn die Nutzung der Ressourcen mit Hilfe zivilisatorischer *
* Maßnahmen hinter dem Bedarf einer Population zur Begrenzung *
* der Bevölkerungsdichte zurückbleibt, dann kommt es zur *
* Katastrofe. *
*****************************************************************
Zum letzten Satz sei angemerkt, daß die zivilisatorischen
Maßnahmen auf maximale Nahrungsdichte, Regenerationsrate,
Bevölkerungszahl, Grund- und Verhaltensverbrauch wirken. Über
diese Größen wirken sie auf die Bevölkerungsdichte =
Menschen / Bruttosozialprodukt.
Zivilisation ist unverzichtbar. Sie hat sich ja aus der drohenden
Nahrungsverknappung durch Ansteigen der Bevölkerungsdichte
entwickelt und diente ja gerade zu ihrer Abwehr. Mit einem
Rückgang der Zivilisation müßte notwendigerweise auch ein
Rückgang der Bevölkerungszahl einhergehen.
Solange die Zivilisation nur regenerierbare Ressourcen
verwendete, brauchte sie bei ihrer Nutzung nur darauf bedacht
zu sein, die Regenerationsrate dieser Ressourcen nicht zu
überschreiten, also die Regenerationsfähigkeit der Wälder bei
der Holzverwertung, die Regenerationsfähigkeit der Viehherden
bei der Fleisch-, Feder-, Leder-, Fell- und Wollegewinnung,
des Wildtierbestandes bei der Jagd, die Regenerationsfähigkeit
der Faserplanzen bei der Textilherstellung usw..
Definition:
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* Eine Zivilisation, die nur regenerierbare Ressourcen *
* verwendet, befindet sich im Gleichgewicht mit der Natur. *
* Sie ist eine Gleichgewichtszivilisation. *
* *
* Eine Zivilisation, die nicht-regenerierbare Ressourcen *
* verwendet, befindet sich nicht im Gleichgewicht mit der *
* Natur. Sie ist eine Wachstumszivilisation. *
*****************************************************************
Im Gleichgewicht mit der Natur sind also die Prinzipien für
alle Zivilisationsstufen gleich und können somit an Hand
einer Sammlergesellschaft vollständig untersucht werden.
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* Der Verbrauch der Ressourcen darf ihre Regenerationsrate *
* nicht überschreiten. *
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Würde es geschehen, dann würden die Ressourcen zunehmend knapper,
in der gleichen Weise, wie auch die Nahrung knapper wird, wenn
der Verbrauch die Regenerationsrate überschreitet. Mit der
Verknappung der Ressourcen würde sich dann aber auch die
Nahrungsproduktion verschlechtern, denn die Zivilisation ergab
sich ja gerade aus der Notwendigkeit die Nahrungsproduktion zu
verbessern. Die Folge: irgendwann befände sich die
Nahrungsproduktion in der katastrofalen Situation.
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* Ein Zusammenbrechen der Ressourcennutzung würde ein *
* Zusammenbrechen der Nahrungsversorgung nach sich ziehen. *
*****************************************************************
Die heutige Zivilisation, die Kohle-Eisen-Öl-Zivilisation hat
gegenüber allen früheren Zivilisationen den Nachteil, daß sie
auf Ressourcen aufbaut, die sich nicht regenerieren, d. h., sie
erschöpfen sich zunehmend oder, anders gesagt, der Prozentsatz
einer Mengeneinheit Ressourcen, der zur Gewinnung dieser
Mengeneinheit selbst erforderlich ist, wird inner größer, und
damit der zivilisatorisch nutzbare Anteil immer kleiner oder,
noch einmal anders ausgedrückt, um eine bestimmte Menge nutzbarer
Ressourcen bereitzustellen, ist immer mehr Aufwand erforderlich.
*****************************************************************
* Der Aufwand zur Gewinnung nicht-regenerierbarer Ressourcen *
* nimmt bei konstanter Nahrungs- und Bevökerungsdichte *
* unaufhaltsam zu. Identisch ist die Aussage: *
* Die Entropie der Ressourcengewinnung nimmt unaufhaltsam zu. *
*****************************************************************
Woran liegt das?
Zunächst kann man sagen, daß die Menge der nicht-regenerierbarer
Ressourcen auf der Erde beschränkt ist. Es existiert also ein
Maximum für die Ressourcenmenge. Eine Population nutzt immer
diejenigen Ressourcen zuerst, die sie mit dem geringsten Aufwand
verfügbar machen kann. Man wird nicht Kohle aus 1000 m Tiefe
heraufholen, wenn man seinen Bedarf aus Vorkommen in 10 m Tiefe
decken kann. Man wird nicht Öl aus 7000 m heraufpumpen, wenn
genügend aus 1000 m fließt. Da die nicht-regenerierbaren
beschränkt sind sind es erst recht diejenigen, die sich leicht
erschließen lassen. Da sich diese also schnell erschöpfen, ist
man gezwungen immer mehr Ressourcen in die Gewinnung der
Ressourcen selbst zu investieren. Im deutschen Kohlebergbau
waren 1980 etwa 0,4 Tonnen Kohle erforderlich um eine Tonne zu
fördern. Von einer Tonne waren also nur noch 0,6 Tonnen
nutzbar. Jetzt, im Jahre 2003, dürfte der nicht-nutzbare Anteil
bereits bei etwa 55 % liegen. Nicht-regenerierbare Ressourcen
benötigen also einen immer höheren Anteil zu ihrer
Bereitstellung. Der Bestand wird zunehmend kleiner und das auch
noch mit wachsender Geschwindigkeit. Daran ändert auch die
Tatsache nichts, daß immer neue Ressourcenvorkommen gefunden
werden. Die Wahrscheinlichkeit, neue Ressourcen zu finden, nimmt
mit jedem erschlossenen Vorkommen ab, so daß also die
Erfolgserwartung bei der Suche nach Ressourcen immer mehr
abnimmt. Umgekehrt heißt das, daß der Aufwand für die
Erschließung neuer Vorkommen immer mehr zunimmt: mehr erfolglose
Bohrungen, weitere Wege zu potentiellen Vorkommen, tiefere
Bohrungen, tiefere Schächte, usw. usw.. Dazu kommt noch, daß die
größeren Vorkommen auch eher gefunden werden, als die kleinen,
so daß mit dem Erschließen eines großen Vorkommens die
Wahrscheinlichkeit für das Finden eines vergleichbar großen
Vorkommens abnimmt. Mit der Verwendung nicht-regenerierbarer
Ressourcen droht also permanent deren Verknappung mit den
dazugehörenden Folgen für die Nahrungsgewinnung.
Dies ist sogar dann der Fall, wenn die Bevölkerungszahl bzw.
die Nahrungsdichte sich nicht ändern. Deshalb ist eine stetig
(exponentiell) wachsende Ressourcengewinnung erforderlich. Eine
Stagnation würde zu einer zunehmenden Verringerung des nutzbaren
Anteils der Ressourcen, das wiederum zu einer Verringerung
der Nahrungsdichte und das damit in die Katastrofe führen.
*****************************************************************
* Da bei nicht-regenerierbaren Ressourcen der Aufwand zu ihrer *
* Gewinnung immer größer, und damit der nutzbare Anteil immer *
* kleiner wird, muß man, um im Laufe der Zeit immer die gleiche *
* Menge Ressourcen nutzen zu können, eine immer größere Menge *
* Ressourcen bereitstellen. *
* Das ist der Grund, warum selbst bei konstanter Nahrungsdichte *
* als auch Bevölkerungszahl im Falle der Nutzung *
* nicht-regenerierbarer Ressourcen Wirtschaftswachstum *
* stattfindet und, wenn es nicht geschieht, Nahrungsmangel *
* bzw. Verarmung eintritt. *
*****************************************************************
Bei dieser Sache gibt es jedoch einen Haken. Wie ein Kernsatz der
Systemtheorie besagt, kann Wachstum nicht unbegrenzte Zeit
geschehen.
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* Wachstum in einem beschränktem System führt zur *
* Selbstzerstörung *
*****************************************************************
Das Wachstum ist also irgendwann zuende und die Katastrofe tritt
ein.
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* Werden nicht-regenerierbare Ressourcen zur Aufrechterhaltung *
* der Nahrungsproduktion benötigt und wird die Bevölkerungszahl *
* nicht kleiner, dann ist die Katastrofe unabwendbar. *
*****************************************************************
(Anmerkung 2003: Vielleicht war ja diese Erkenntnis die
Motivation zum Golfkrieg März/April 2003)
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Krieg - ein Naturereignis
2. Die Population
2.3. Die Katastrofe
2.3.4. Symptome der Katastrofe
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(2.3.4. nochmal gründlich überarbeiten, präzisieren.
EP, 12.12.2007)
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* Die Zunahme des durchschnittlichen Verhaltensaufwandes der *
* Individuen einer Population ist ein Symptom für die *
* Katastrofe. *
* Die Zunahme der durchschnittlichen Mühsal der *
* Individuen einer Population ist ein Symptom für die *
* Katastrofe. *
* Die Abnahme des durchschnittlichen Genusses der *
* Individuen einer Population ist ein Symptom für die *
* Katastrofe. *
*****************************************************************
Tritt die Katastrofe ein, dann nimmt der Genuß in dem Maße ab,
wie die Mühsal zunimmt. Die obigen Aussagen gelten jedoch nur in
einer Richtung: Aus der Katastrofe folgen notwendigerweise die
o. a. Symptome. Wenn die Mühsal zunimmt und der Genuß abnimmt,
dann muß das nicht heißen, daß eine katastrofale Situation
vorliegt. Dies läßt sich erst aus einem über mehrere Vegetations-
perioden zunehmenden Wachstum der Mühsal herleiten.
Es stellt sich hier also die Frage, an welchen Parametern
man die Symptome für eine Katastrofe in einer Hochzivilisation
ablesen kann. Das Bruttosozialprodukt und seine Teile bieten ein
Instrumentarium, mit dessen Hilfe man die Situation einer
Population analysieren könnte. Das Bruttosozialprodukt als die
Summe aller geschaffenen Werte einer Population bedarf dabei
keiner weiteren Erläuterung.
Die Summe aller geschaffenen Werte ist aber gleich der Summe
aller Erträge von Organisationen oder Individuen, wobei der
Ertrag des Individuums sein Einkommen ist. Für jeden geschaffenen
Wert wird dem Wertschöpfer ja ein Ertrag in gleicher Höhe
gutgeschrieben. Es gilt also:
*****************************************************************
* Summe aller geschaffenen Werte einer Population *
* = *
* Bruttosozialprodukt *
* = *
* Summe aller Einkommen (Erträge) einer Population. *
*****************************************************************
Auf einer niedrigen Zivilisationsstufe bestand bis auf
vernachlässigbar kleine Abweichungen die Wertschöpfung nur in
Form von Nahrung. Diese Nahrungsproduktion war also gerade das
Bruttosozialprodukt.
Andererseits war diese Nahrungsmenge genau das Einkommen einer
Population. Auf einer niedrigen Zivilisationsstufe wie z. B. der
der Sammler gilt also:
*****************************************************************
* produzierte Nahrungsmenge (Wertschöpfung) *
* = *
* Bruttosozialprodukt *
* = *
* verbrauchte Nahrtungsmenge (Einkommen) *
*****************************************************************
Eine steigende Nahrungsproduktion war also immer mit einem
steigenden Einkommen verbunden und umgekehrt. Probleme gab es
dann, wenn das Bruttosozialprodukt an gewisse Grenzen stieß, die
die schon früher beschriebenen Folgen zeitigten. In dem Fall
stieg zwar das Bruttosozialprodukt, jedoch ein immer größerer
Anteil davon wurde aber zu seiner Bereitstellung benötigt, also
durch die Mühsal verbraucht.
Auf höheren Zivilisationsstufen ist die Summe der geschaffenen
Werte zusammengesetzt aus Wert der Nahrung und Wert der Nicht-
Nahrung. Die Summe aller Einkommen ist zusmmengesetzt aus
Einkommen der privaten Haushalte und den Nicht-Privateinkommen,
also die Einkommen von Staat, Körperschaften und Institutionen
usw.. Es gilt also:
*****************************************************************
* Nahrungswert + Nicht-Nahrungswert
* =
* Bruttosozialprodukt
* =
* Privateinkommen + Nicht-Privateinkommen
*****************************************************************
Wenn man auf einer höheren Zivilisationsstufe nach den Symptomen
für eine Katastrofe sucht, dann muß man untersuchen, wie sich die
Privateinkommen im Verhältnis zum Wert der für eine Population
benötigten Nahrungsmenge entwickelt. Eine Katastrofe wird dann
in einem mit wachsenden Schritten fallenden Verhältnis von
Privateinkommen zum Wert des Nahrungsbedarfs seinen Ausdruck
finden.
Dies zu akzeptieren fällt zunäcbst nicht leicht. Es ist
für uns in den hochentwickelten Industrienationen kaum
vorstellbar, daß die Nahrungsbeschaffung außerhalb von Kriegs-
zeiten ein Problem werden könnte, vor allem dann nicht, wenn
allgemein noch ein gewisser Überfluß wahrnehmbar ist. Die
elementare Existenzfrage stellt sich aber schon in Familien mit
geringem Einkommen, stärker dann schon bei Arbeitslosengeld- und
Sozialhilfeempfängern. Letztere können mit ihrem Sozialhilfesatz
gerade die elementarsten Lebensmittel in wohlüberlegter
Zusammenstellung erwerben. Es fehlt jeder weitere Spielraum und
eine geringfügige materielle Verschlechterung führt bereits zu
echtem Mangel, Hunger.
Ein fallendes Verhältnisvon Privateinkommen zum Wert der
benötigten Nahrung muß aber kein Symptom für die Katastrofe sein.
Wenn aber die Katastrofe eingetreten ist, wenn sie abläuft, wird
sie sich in diesen Symptomen zeigen.
*****************************************************************
* Symptom für die Katastrofe ist ein mit wachsenden Schritten *
* fallendes Verhältnis von Summe der privaten Einkommen zum *
* Bruttosozialprodukt. *
*****************************************************************
(Anmerkung 2003: Für Deutschland ist die Katastrofe seit einigen
Jahren in vollem Lauf.)
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Krieg - ein Naturereignis
2. Die Population
2.3. Die Katastrofe
2.3.5. Puffer der Katastrofe
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* Genuß ist ein Puffer, der dazu dient, nicht jede Zunahme der *
* Mühsal und Abnahme des Genusses sofort als katastrofal *
* ansehen zu müssen. *
*****************************************************************
So wie sich ein Körper für schlechte Zeiten Fettpolster zulegt,
so besitzt das Verhalten einer Population den Genuß, den es
verbrauchen (vermindern) kann, wenn die Zeiten schlechter
werden. Wenn eine Population bereits im Normalzustand ihren
gesamten Verhaltensverbrauch auf die Beschaffung des
Lebensnotwendigen verwenden also schon vollständig der Mühsals-
komponente angehören würde, dann würde ihre Mühsal bei
Verschlechterung des Nahrungsangebotes in echten Mangel
umschlagen. Hat sie aber einen Teil ihres Verhaltensaufwandes
auf Genuß verwendet, so kann sie die Genußkomponente vermindern,
ohne daß sich der Verhaltensaufwand erhöht. Es ist alles nicht
mehr so schön und komfortabel, aber man lebt.
Spielen und konsumieren dienen also nicht nur zur Befriedigung
von Sinnenfreuden. Durch Abnahme dieses Anteils am gesamten
Verhaltensaufwand läßt sich bereits frühzeitig eine bedrohliche
Entwicklung erkennen, bevor man sie als echte Katastrofe
ansehen muß, so daß noch Maßnahmen zu ihrer geordneten Abwehr
ergriffen werden können.
Im Deutschland des Jahres 2003 schlägt der allgemeine, durch
politische Fehlentscheidungen selbst verschuldete und
zunehmende Mangel nicht mehr in das politische Führungssystem
durch. Wenn Politikern auf Grund der zunehmenden Mangelsituation
ihr Einkommen zu klein wird, genehmigen sie sich einfach ein
höheres.
Sie haben sich damit von der Einkommenssituation und Entwicklung
ihrer Auftraggeber und Schutzbefohlenen abgekoppelt.
Der Feudalherr der Vergangenheit war über den Zehnten mit der
Einkommenssituation seiner Untertanen direkt verbunden und damit
von deren zunehmendem Mangel am eigenen Einkommen gleichermaßen
direkt betroffen. Dieser Verantwortung konnte er sich durch kein
Mittel der Welt entziehen. Insofern ist der heutige Politiker
gegenüber dem Feudalherrn gottähnlich: er braucht keine seiner
Entscheidungen durch Betroffenheit zu verantworten.
Wo eine Betroffenheit der Politiker in natürlicher Weise
gegeben wäre, entziehen sie sich ihr durch Sondergesetze
z. B. durch Steuergesetze, Diätengesetze, Gesetze über
Privilegien in Verkehrsmitteln usw.. Damit werden ihre
Entscheidungen immer abgehobener und sachfremder und gehen
einher mit unglaublicher gesellschaftlicher Chaotisierung
im Kleinen wie im Großen.
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Krieg - ein Naturereignis
2. Die Population
2.3. Die Katastrofe
2.3.6. Das Ausmaß der Katastrofe
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Jede Katastrofe findet ihr Ende. Irgendwann tritt wieder
Stabilität ein. Die verschiedenen möglichen stabilen Zustände
unterscheiden sich nur in der Anzahl der Teilnehmer, die nach
der Katastrofe übrig sind.
*****************************************************************
* Das Maß für die Schwere der Katastrofe ist die Anzahl der *
* Menschen, um die sich der neue vom alten Stabilitätszustand *
* unterscheidet. *
*****************************************************************
Die Anzahl der Menschen nach einer Katastrofe ist geringer, als
vor einer Katastrofe. Ein Abweichen vom stabilen Zustand erfolgte
ja gerade aufgrund einer zu hohen Bevölkerungsdichte, sei es nun
auf Grund einer zu hohen Bevölkerungszahl, sei es auf Grund
eines verringerten Nahrungsangebotes. Der neue stabile Zustand
hat also höchstens so viele Menschen, wie der alte Zustand am
Leben erhalten hätte. Durch das Ablaufen der Katastrofe wird das
Nahrungsangebot aber kleiner, deshalb die Mühsal und der
Nahrungsverbrauch höher, so daß die Bevölkerungsdichte, die der
alte Zustand am Leben erhalten hätte, notwendigerweise unter-
schritten werden muß. Hieraus ergibt sich sofort:
*****************************************************************
* Je schneller sich bei einer Katastrofe die Bevölkerungsdichte *
* der Regenerationsrate anpaßt, umso geringer ist das *
* endgültige Ausmaß der Katastrofe. *
* *
* Je länger diese Anpassung der Bevölkerungsdichte an die *
* Regenerationsrate auf sich warten läßt, umso größer ist das *
* Ausmaß der Katastrofe. *
*****************************************************************
Je länger dieser Zustand dauert (in Vegetationsperioden), umso
schlechter wird das Nahrungsangebot, umso kleiner wird die
Regenerationsrate und umso größer wird die ohnehin schon erhöhte
Mühsal. Um wieder zu Stabilität zu gelangen, müssen also so
viele Menschen die Population verlassen, dass die Übrigbleibenden
trotz höherer Mühsal durch verringertes Nahrungsangebot und
damit erhöhtem Nahrungsbedarf nicht mehr verbrauchen, als die
aktuelle Regenerationsrate nachliefern kann. Damit sich
darüberhinaus die Situation in der Folgezeit wieder bessern
kann, darf die Regenerationsrate nicht einmal ausgenutzt werden.
Da die Regenrationsrate mit jeder weiteren Dauer dieses
katastrofalen Zustandes kleiner wird, wird auch die mögliche
Anzahl derjenigen kleiner, die die Katastrofe überstehen können.
Je füher sich also eine Population wieder an die Regenerations-
rate anzupassen vermag, umso größer ist also auch die Anzahl
ihrer verbleibenden Mitglieder und umso geringer ist natürlich
auch das Ausmaß der Katastrofe.
*****************************************************************
* Eine Population ist bestrebt, das Ausmaß einer Katastrofe *
* so gering wie möglich zu halten. *
*****************************************************************
Dies ist nicht so sehr eine Frage von Moral, Christlichkeit,
Humanität o. ä., sondern rührt einzig und allein von dem
gemeinsamen Interesse und Bestreben, die Wahrscheinlichkeit
und das Risiko, selbst direkt von der Katastrofe betroffen zu
werden, möglichst gering zu halten. Denn je größer das Ausmaß
einer Katastrofe, umso größer ist natürlich auch das Risiko für
das Individuum, selbst von der Katastrofe betroffen zu werden.
*****************************************************************
Die einzige Möglichkeit, die Bevölkerungsdichte schnell an
die Regenerationsrate anzupassen und damit die Katastrofe zu
stoppen, ist in einer dicht bevölkerten Welt der Tod von
Populationsmitgliedern.
*****************************************************************
Die Betonung liegt hier auf "schnell".
Je länger eine Katastrofe dauert, umso mehr Menschen müssen
abtreten. Schnelligkeit rettet also Leben. Eine schnelle
Möglichkeit war früher das Ab- bzw. Auswandern von Populations-
mitgliedern. Diese Möglichkeit wurde im 18. und 19. Jhdrt. von
den Europäern durch Auswanderung nach Amerika praktiziert.
Auswanderung ist aber nur dann sinnvoll, wenn die Zielregion
in Bezug auf das Nahrungsangebot und die zivilisatorischen
Möglichkeiten eine geringere Bevölkerungsdichte aufweist als
das Herkunftsland. Auswanderung in Nachbarregionen kommt im
allgemeinen nicht in Betracht, da diese infolge von Technologie-
transfer eine ähnlich hohe Bevölkerungsdichte aufweisen. Aber
trotzdem hat es auch das gegeben. Im 17. und 18. Jhdrt. sind
z. B. viele deutsche Handwerkerfamilien nach Ungarn, Siebenbürgen
und Rußland abgewandert. Heute ist das kaum noch denkbar, da
sich fast alle Länder gegen Einwanderer abschotten. Die
Zivilisation als Mittel zur Verringerung der Bevölkerungsdichte
entfällt. Ihr Hinterherhinken hinter dem zunehmenden
Bevölkerungsdruck hat ja gerade zur Katastrofe geführt.
Außerdem entwickelt sich Zivilisation ziemlich langsam, zu
langsam, um eine eingetretene Katastrofe aufzuhalten. Deshalb
bleibt nur der vorzeitige Tod von Populationsmitgliedern, um das
Ausmaß der Katastrofe gering zu halten. Der schnelle Tod weniger,
um den langsamen Tod vieler zu verhindern.
Die Menschen haben im Laufe der Zeit verschiedene Tötungsrituale
praktiziert, um die Bevölkerungsdichte schnell an die
Regenerationsfähigkeit ihrer Umgebung anzupassen:
1. Ungleiche Verteilung des Nahrungsangebots.
Es gibt Reiche und Arme. Bei Verknappung verrhungern die
Armen und die nicht so armen können sich in bessere Zeiten
hinüberretten. Ein Beispiel dafür ist die große
Hungerkatastrofe in Irland in der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Bei dieser Katastrofe sind von den damals 6,5 Millionen Iren
2 Millionen verhungert. Relativ wenige sind nach Amerika
ausgewandert.
2. Durch Tötung von Mitgliedern der eigenen Population.
Hier gibt es mehrere Varianten:
a) Tötung von Alten und Nicht-Brauchbaren.
Das wurde bei den Lappen in Skandinavien, bei den
nordamerikaischen Indianern als auch bei den Eskimos
praktiziert. Die Lappen haben ihre Alten ertränkt;
Indianer und Eskimos ließen ihre Alten im Winter in der
Wildnis zurück. Gesellschaftliche Zustände von hoch-
zivilisierten Industrienationen haben eine vergleichbare
Wirkung. Alte werden in Altenheime abgeschoben oder sich
selbst überlassen. Im ersten Fall verkürzt sich die
Lebenserwartung durch den Entmündigungsstress im zweiten
Fall durch Vereinsamung. In beiden Fällen: vorzeitiges
Abtreten.
b) Kindestötung.
Das wurde bei den Indianern, Beduinen und den Germanen
praktiziert. Bei den Beduinenstämmen in Notzeiten, bei
Indianern und Germanen zur Geburtenkontrolle. So war es
bei verschiedenen nordamerikanischen Indianerstämmen
üblich, Neugeborene in kaltes Wasser zu werfen. Wenn sie
schwammen, waren sie akzeptiert; gingen sie unter überließ
man sie ihrem Schicksal.
Bei den Germanen stand dem Vater die Entscheidung zu, das
Neugeborene zu behalten oder es aber in der Wildnis auszu-
setzen. Jetzt, 12.12.2007, töten sehr viele Mütter in
Deutschland aus Not und Verzweiflung ihre Kinder. In den
letzten vier Wochen wurden etwa 10 Fälle bekannt.
c) Tötung von gleichrangigen Populationsmitgliedern.
Diese hatte zwei Haupterscheinungsformen: den Bürgerkrieg
und den Pogrom.
Der Bürgerkrieg hat seinen Ausgang in erster Linier im
Unterschied bei den Chancen und Möglichkeiten der
Populationsmitglieder, wenngleich auch in seinem
fort geschrittenen Stadium i. a. der Riß durch alle
Bevölkerungsteile und Schichten geht, sogar durch die
Familien wie man im jugoslawischen Bürgerkrieg so gut
beobachten konnte.
Die bekanntesten Pogrome sind die Verfolgung von Christen
im römischen Reich, Juden im christlichen Abendland,
Hugenotten in Frankreich. Aber auch die Tötung von
kriminellen durch die Justiz fällt darunter.
3. Durch Tötung von Mitgliedern benachbarter Populationen, Krieg.
Das hat gegenüber dem Bürgerkrieg den Vorteil, daß die
inneren Strukturen einer Population im Wesentlichen erhalten
bleiben und somit Kriegsauswirkungen überschaubar bleiben,
so daß bei "hinreichender" Absenkung des Bevölkerungsdruckes
die Kampfhandlungen sofort eingestellt werden können und
unverzüglich nach dem Krieg das gesellschaftliche Leben
so weitergehen kann, wie es vor dem Krieg ablief, jedoch
einer geringeren Anzahl von Teilnehmern.
Welcher dieser Prozesse abläuft, orientiert sich nur an dem Ziel,
das Ausmaß der Katastrofe so gering wie möglich zu halten. Je
nach Umgebungsbedingungen wird der eine oder andere Prozess
stattfinden.
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Krieg - ein Naturereignis
2. Die Population
2.4. Krieg ist ein Prozess, der das Ausmaß von Katastrofen zu
verringern vermag
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* Krieg entsteht dann, wenn dadurch das Ausmaß der Katastrofe *
* am kleinsten zu sein verspricht. *
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Aus einer Katastrofensituation folgt nicht notwendigerweise
Krieg. Es müssen auch die Vorraussetzungen für Krieg bestehen.
Als in der Mitte des 19. Jahrhunderts Irland von einer Hunger-
katastrofe heimgesucht wurde, hatte es keine Möglichkeit,
Krieg zu führen. Es fehlten die Mittel und die Möglichkeit dazu.
Infolgedessen sind von den 6,5 Millionen Iren 2 Millionen
verhungert oder nach Amerika ausgewandert. Hätte die Möglichkeit
bestanden, gegen England Krieg zu führen, wären mit 500.000
Kriegstoten die 2 Mio. Hungertoten sicherlich vermieden worden.
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Krieg - ein Naturereignis
2. Die Population
2.5. Allgemeine Kriegs- und Sicherheitsüberlegungen
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Das Wesentliche über Sinn und Zweck von Kriegen ist bereits
gesagt worden. Es könnte aber auf Grund des bisher Gesagten der
Eindruck entstehen, daß eine Population unmittelbar auf Grund
des Bevölkerungsdruckes über Krieg oder nicht Krieg entscheiden
würde. Einer Population und ihren Führern ist diese Situation
i. a. nicht einmal bewußt. Dasselbe gilt auch bei schon
eingetretener Katastrofe. Bevölkerungsdruck und Katastrofe sind
aber immer von Erscheinungen begleitet, die von allen Mitgliedern
einer Population als unangenehm empfunden werden, und die es
deshalb abzuändern bzw, abzuwehren gilt. Sind diese unangenehmen
Begleiterscheinungen abgewehrt, so ist es auch die Katastrofe.
Wieviel Aufwand eine Population dafür einzusetzen bereit ist,
hängt davon ab, wie das Ausmaß der Katastrofe minimal gehalten
werden kann, also davon, daß möglichst wenige Menschen durch die
Katastrofe abtreten müssen, bzw. möglichst viele Menschen die
Katastrofe unbschadet überstehen. Wenn es einer Popuolation
gelingt, niemanden vorzeitig sterben zu lassen, dann hat sie das
maximal mögliche Ergebnis bei ihrer Katastrofenabwehr erreicht.
Die erste Frage, die sich einer Population also stellt, ist, was
sie zur maximalen Abwehr einer Katastrofe benötigt. Wenn sie
Nahrung benötigt, dann ist es fruchtbares Land, fehlen ihr
Ressourcen, dann ist es Territorium, aus dem sich Ressourcen
gewinnen lassen. Aus diesem Bedarf und seiner Deckung, Sachzwang
genannt, ergibt sich die Richtung der Handlungsweise:
Gebietsansprüche und Ressourcennutzung. In einer begrenzten und
zivilisierten Welt berührt man mit einer solchen Zielsetzung dann
auch immer die Lebensinteressen der Zivilisationen, die dieses
Territorium nutzen bzw. besitzen. Bekommt man das Gewünschte,
dann ist die Katastrofe abgewehrt. Häufig kann man sich mit
Verträgen über die Nutzung von Land, Wasser und Ressoucen bzw.
deren Autausch einigen. In einer Situation allgemein angespannter
Nahrungs- und Ressourcenlage, die sich bei den Nachbarn dann
ebenso darstellt, ist eine solche Einigung aber i. a. nicht
möglich, weil der Gewinn der einen Population zum Verlust der
anderen würde. Die vermiedene Katastrofe in der einen führte
zur Katastrofe in der anderen Population.
Ein Krieg wird nach den bisherigen Erkenntnissen solange dauern,
bis sich die Bevölkerungsdichte wieder stabilisieren kann. Sein
Resultat bewegt sich zwischen den beiden folgenden Extremen:
1. Entweder man bekommt das, was zur Abwehr der Katastrofe
erforderlich ist, ohne Opferung von Menschenleben, also z. B.
dadurch, daß man aufgrund der Kriegsdrohung, auf Grund der
Entschlossenheit, Krieg zu führen, dann doch das gewünschte
erhält
oder
2. die Kriegsziele werden unter Opferung von Menschenleben
solange verfolgt, bis die Katastrofe durch Verringerung der
Bevölkerungsdichte durch Kriegstote gestoppt ist, ohne daß die
ursprünglichen Kriegsziele auch nur andeutungsweise erreicht
worden wären.
I. A. wird das Ergebnis eines Krieges zwischen diesen beiden
Extremen liegen. Stabilität durch einen gewissen Gewinn an
Ressourcen und einem gewissen Verlust an Population.
Zusammenfassend kann man über die Wirkung von Kriegen folgendes
sagen:
1. Dadurch, daß Krieg Bevölkerungsdichten rasch zu reduzieren
vermag, verringert er auch das Ausmaß von Katastrofen. Dies
ist die primäre Ursache für Krieg.
2. Je nach Bevölkerungsdichte der Nachbarpopulationen, gegen die
sich die Kriegshandlungen richten, wird die notwendige
Verringerung der Bevölkerungsdichte durch das mehr oder
weniger gelungene Erreichen der Kriegsziele abgemildert.
3. Das Maß des Widerstandes des Gegners ist proportional zu dem
ihm durch Erreichung der Kriegsziele drohenden
Bevölkerungsdruckes. Die Folge davon ist Interessensausgleich
durch Annäherung der Bevölkerungsdichten.
4. Ein Krieg läßt im Geegensattz zum Bürgerkrieg die inneren
Strukturen einer Population ziemlich unangetastet. Dadurch
wird schneller offenbar, wann die Bevölkerungsdichte wieder
Stabilität erlaubt, und reduziert schon dadurch das Ausmaß
von Katastrofen. Zumindest kann man das für die Kriege in
Europa bis zum Ende des 19. Jahrhunderts sagen.
Auf Grund dieser für eine Population so vorteilhaften Wirkungs-
weise leisten sich fast alle zivilisierten Populationen eine
Streitmacht. In guten Zeiten macht ihre Unterhaltung keine
Probleme, in schlechten Zeiten reduziert sich durch ihren
möglichen schnellen Einsatz das Ausmaß von Katastrofen.
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* Sicherheit ist ein Sekundäreffekt der Versorgungslage einer *
* Population und seiner Nachbarn. *
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Auf der Stufe der Sammler und Jäger nahn in einer menschenarmen
Welt die Sicherheit mit ihrer Mitgliederzahl zu, nämlich die
Sicherheit vor wilden Tieren. Dieser Sicherheitsaspekt spielt
heutzutage keine Rolle mehr. Der heutige Begriff der Sicherheit
wird durch unterschiedliche Bevölkerungsdichten in Beziehung
stehender Populationen festggelegt. Populationen mit schlechter
Versorgung verursachen z. B. bei ihren besser versorgten Nachbarn
eine gewisse Unsicherheit. Diese kann dazu führen, daß die so
verunsicherte Population Kriegshandlungen beginnt, um diese
Unsicherheit zu beseitigen. Ein solcher Krieg nennt sich
Präventivkrieg.
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* Die Verschlechterung der Versorgungslage einer Population *
* verringert die Sicherheit seiner Nachbarn. *
* Die Verbesserung der Versorgungslage einer Population *
* erhöht die Sicherheit seiner Nachbarn. *
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Die Zu- und Abnahme der Versorgung einer Population wirkt sich
also nicht nur in Form von Genuß und Zufriedenheit in der eigenen
Population aus, sondern auch in Form von Sicherheit bei den
Nachbarpopulationen. Da die Sicherheit einer Population durch die
Verbesserung der eigenen oder der Verschlechterung der
Versorgungslage der Nachbarpopulationen abnimmt, das
Kriegsrisiko also erhöht oder zur Gewissheit macht, wird das
Sicherheitsbedürfnis sebst zum Kriegsgrund: "Angriff ist die
beste Verteidigung." Die Kriegsbelastung wird dadurch auf das
gegnerische Territorium verlagert, das eigene wird geschont.
Welche Population auch den Krieg beginnt, sei es die eine, weil
sie ihre Nahrungs- und Ressourcenengpässe beheben will, sei es
die andere, weil sie der anderen aus Sicherheitsgründen zuvor-
kommen will, in beiden Fällen ist die Verschlechterung der
Versorgungslage einer der beiden Populationen die Ursache.
Beide Populationen haben einen "guten Grund" für einen Krieg.
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* Es ist nicht unbedingt diejenige Population Kriegsverusacher, *
* die die Kampfhandlungen beginnt, sondern diejenige, deren *
* Bevölkerungsdichte sich katastrofal verschlechtert. *
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Wenn also die Entscheidung "Krieg oder nicht Krieg", also
"Kampf oder nicht Kampf" ansteht, dann geht es im Grunde gar
nicht mehr um das "ob", sondern nur noch um das "wann", also
letztlich nur noch um militärische Überlegungen. Die Entscheidung
"Krieg oder nicht Krieg" ist unbemerkt längst vorher gefallen,
nämlich als die Bevölkerungsdichte einer der beiden Populationen
irgendeinen fiktiven, kritischen Wert überschritten hat.
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* Krieg ist ein Naturereignis. *
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Wenn es also Populationen nicht gelingt, ihre Bevölkerungsdichte
zu stabilisieren, dann gilt diese Aussage uneingeschränkt.
Heutzutage ist darüberhinaus sogar eine Verringerung der
Bevölkerungszahl erforderlich.
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Krieg - ein Naturereignis
3. Zusammenfassung und Schluß
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1. Wenn die Bevölkerungsdichte einer Population einen fiktiven
kritischen Wert überschreitet, kommt es zur Katastrofe.
2. Eine Bevölkerungsdichte, die durch nicht-regenerierbare
Ressourcen aufrechterhalten wird, führt unabwendbar in die
Katastrofe.
3. Wenn eine Katastrofe unabwendbar ist, dann kommt es mit
großer Wahrscheinlichkeit zum Krieg.
4. Die Entscheidung "Krieg oder nicht Krieg" ist keine Frage der
Moral, Ideologie, Religion, sondern eine Frage von "guten
Gründen", Sachzwängen, dafür oder dagegen. "Gut und Böse",
Moral, Ideologie, Religion oder auch Philosofie sind nur
Mittel zum Kampf.
5. Die Entscheidung "Krieg oder nicht Krieg" ist nicht die
Entscheidung über das "ob", sondern die über das "wann".
6. Setzt Friedenspolitik an den militärischen Aspekten des
Krieges an, dann ist sie in der Ursachenkette zu spät. Die
einzig erfolgversprechende Friedenspolitik ist
Bevölkerungspolitik mit dem Ziel, im Gleichgewicht mit der
natürlichen Regenerationsfähigkeit unseres Territoriums zu
leben. Man muß nur während der Phase der Nutzung nicht-
regenerierbarer Ressourcen dafür sorgen, daß man
technologisch nicht zurückfällt, damit einem das
Territorium nicht gestohlen wird wie den Indianern oder
Palästinensern. (Letzteres zeigt, dass der Weg zurück ins
Gleichgewicht mit der Natur die Völker nur gemeinsam gehen
können.)
7. Die Menschheit muß ihre Kriege so organisieren, daß das,
worum Kriege geführt werden, nicht durch die Kriegsmittel
zerstört wird.
Der Einsatz von Atombomben und anderer Waffen, die ein
Territorium jahrhunderte- oder gar jahrtausendelang
verseuchen würden, ist deshalb zu ächten oder, besser, der
nationalen Kontrolle zu entziehen und der UNO zu übertragen.
8. Die Kriegsmittel müssen so sein, daß nach Beendigung des
Krieges ihre Schäden und Wirkungen möglichst schnell und
vollständig verschwinden. Sie dürfen deshalb insbesondere
keine Verkrüppelungen und Verstümmelungen fördern.
Da die heutigen Bevölkerungsdichten nur durch den Einsatz nich-
regenerierbarer Ressourcen aufrechterhalten werden können, müssen
diese Bevölkerungsdichten reduziert werden. Die einzige
Möglichkeit, Bevölkerungsdichten ohne Krieg zu reduzieren, ist
systematische und konsequente Bevölkerungspolitik. Da eine solche
Politik zu Zivilisationsabbau und Machtverlust führen würde, kann
eine Population allein eine solche Politik nicht betreiben. Sie
kann nur weltweit mit allen Völkern zusammen betrieben werden.
Sollte es der Menschheit gelingen, einen solchen Prozess weltweit
einzuleiten, dann wäre dies eine echte Grundlage für dauerhaften
Frieden. Das heutige verfügbare Know-How über die Verwendung
nicht-regenerierbarer Ressourcen könnte dann dazu dienen,
unvermeidliche Katastrofen, die durch kurzfristige
Umweltveränderungen und Naturkatastrofen immer auftreten können,
abzuwehren, Das zivilisatorische Know-How diente somit als
Eingreifreserve für Notzeiten und, damit es für lange Zeiten so
bliebe, müßte dafür gesorgt sein, daß es nicht dauerhaft
etabliert würde.