Die Hauptursache für unsere Bildungskatastrophe (und nicht nur diese) liegt an unserer nationalen Selbstverachtung: Ein Bildungssystem ist zunächst einmal eine nationale Einrichtung. Ohne nationalen Anspruch brauche ich natürlich kein nationales Bildungssystem. Es genügt dann, dass Eltern ihre Kinder nach ihren materiellen Möglichkeiten ausbilden lassen und die Industrie das Ihre tut für ihre Anforderungen. Dann aber werden in Deutschland im Laufe der Zeit alle Führungspositionen zunehmend mit im Durchschnitt besser ausgebildeten Ausländern besetzt. Deren durchschnittlich bessere Ausbildung rührt nämlich aus dem jeweiligen nationalen Anspruch ihrer Herkunftsländer. Wenn man aber keinen nationalen Anspruch hat, dann braucht man natürlich auch keinen deutschen Bundestag und auch keine deutsche Regierung oder gar eine deutsche Verwaltung. Dann werden hier in natürlicher Weise andere Interessen wirksam, z. B. französische, amerikanische, israelische, jüdische, katholische, islamische oder mafiöse. Es tritt dann ein Zustand ein, wie er zwischen 1648 und 1815 in Deutschland bestanden hat. Dann werden aber in den ausländischen und von Ausländern geführten Unternehmen in die Schlüsselpositionen nur nur noch Leute einziehen, die mit dem jeweiligen ausländischen Interesse konform gehen. Das führt dann dazu, daß Unternehmen aus deutschem Hoheitsgebiet entführt werden: Höchst hatte Rhone-Poulenc aufgekauft und hat als Aventis seinen Sitz nach Straßburg (Frankreich) verlegt. Im Falle nationaler Not kann Deutschland damit nicht mehr auf das Vermögen von Höchst zugreifen, obwohl dieses Vermögen unter Inanspruchnahme von deutschen Steuervergünstigungen und Chemiemüllabsonderung zustande kam. Solche Ereignisse werden nur als betriebswirtschaftliche Transaktion im Rahmen der Globalisierung wahrgenommen, nicht als volkswirtschaftlicher Diebstahl an der deutschen Nation trotz der beteiligten, gigantischen Werte. Gleiche gilt für Mannesmann und Vodafon. Auch Daimler-Benz alias Daimler-Chrysler, und die Deutsche Bank haben bereits ihre Absicht bekundet, ihren Firmensitz in die USA zu verlegen. Die Verlegung des Firmensitzes der deutschen Börse nach London ist 2000 nur knapp gescheitert, scheint aber nun über Kurz oder Lang nachgeholt zu werden, jedenfalls wenn man die seitdem erfolgten Veränderungen der Besitzverhältnisse zugrundelegt. Wenn man diese grobschlächtige Wahrnehmungslosigkeit, Blindheit, mit den empfindsamen Reaktionen vergleicht, die die Übernahme von 25,1 % des ehedem deutschen Traditionsunternehmens Krupp durch den Staat Kuweit (zwischen 1970 und 1972) ausgelöst hatte, dann hat man ein Maß, für den qualitativen Niedergang hier in Deutschland. Und noch schlimmer, mit der nationalen Selbstverachtung werden nationale Probleme überhaupt nicht mehr wahrgenommen. Dies liegt an der Funktionsweise unseres Hirns, unseres Wahrnehmungsapparates: Unsere Ziele sind der Filter zur Selektion der für uns nützlichen Informationen aus dem Megabit-Datenstrom aller auf uns einströmenden Informationen. Ohne Ziele kann man nichts selektieren, bzw. der auf uns einströmende Datenstrom führt uns zu zufälligen Selektionen. D. h., ohne nationalen Anspruch (Ziel) von Bundestag und Regierung werden die Bildungsprobleme von ihm nicht mehr wahrgenommen. Die Folgen hat die PISA-Studie in ihrer ganzen Bedrohlichkeit offengelegt. Statt als eine nationale Angelegenheit wird Bildung als eine Angelegenheit der Familie oder Wirtschaft behandelt. Das führt zur Bildungsungerechtigkeit: Wer viel Geld hat, bekommt viel Bildung, wer wenig Geld hat, bekommt wenig Bildung. Das Maß unserer Bildungsungerechtigkeit übertrifft mittlerweile das der urkapitalistischen Amerikaner selbst, denn bei jenen findet dieses urkapitalistische Moment seine Mäßigung in dem hohen nationalen Anspruch der USA ( Amerika first, erverywhere, everytime ) und nicht zuletzt durch die Erkenntnisfähigkeit des vorigen Präsidentengepanns Clinton/Gore. Die nationale Wahrnehmungslosigkeit geht sogar so weit, daß man nicht einmal die Zuwanderung als eine weitere Ursache der Zerstörung des Bildungssystems zur Kenntnis nimmt, obwohl mittlerweile kaum eine Grundschulklasse weniger als 25% sprachlich schwache Ausländerkinder enthält und es in Frankfurt sogar Klassen mit einem Ausländeranteil von 90 % geben soll. Mir ist unter diesen Umständen ein Rätsel, wie die PISA-Studie nicht als ein Zuwanderungsproblem angesehen werden kann, obwohl ja gerade sie die Bewertung der Bildung des typischen Hauptschulabgängers zum Gegenstand hatte. Wenn also aber Bundestag und Regierung des deutschen Volkes existieren, dann müssen sie auch ihre per Eid besiegelte Verpflichtung auf das deutsche Volk und seinen Auftrag Ernst nehmen, nämlich "Das Wohl des deutschen Volkes zu mehren und Schaden von ihm zu wenden.". Oder anders ausgedrückt: Sie sind verpflichtet, dem Ganzen einen Wert zu geben, der mehr ist als die Summe der Werte seiner Teile. Eine andere Zielverfolgung würde ihnen die Legitimation entziehen. Und eine andere Zielverfolgung führt zu weiterem Niedergang. Dieser würde wahrscheinlich erst mit südamerikanischen Zuständen oder mit einem Zustand zwischen dem Moldawiens und dem Polens sein Ende finden. Im Wirschftsleben führt die Verweigerung der Verfolgung von Unternehmensinteressen zu einer unverzüglichen und berechtigt fristlosen Entlassung. Auf Vorstandsebene kann daraus sogar ein Schadenersatzanspruch gegenüber den Aktionären erwachsen. Im Politischen nennt sich das Ganze Hochverrat. Aber hier bewegt man sich völlig angstfrei. Bad Schwalbach, den 03.02.2003